Radio-Onkologie Offenburg St. Josefsklinik

Ärztliche Leitung

Prof. Dr. Felix Momm
Chefarzt
Facharzt für Strahlentherapie

Die von Prof. Dr. Felix Momm geleitete Klinik (15 Planbetten) bietet mit hochmodernen Geräten verschiedene Methoden der stationären und ambulanten Strahlentherapie an. Insgesamt werden etwa 1.700 neue Patienten pro Jahr behandelt. Die Radio-Onkologie ist Teil des Onkologischen Zentrums Ortenau (OZO).

Radio-Onkologie in der Ortenau: Ein leistungsfähiger Baustein unseres Tumorzentrums im Kampf gegen den Krebs

Die Strahlentherapie bzw. Radio-Onkologie ist eine der tragenden Säulen der modernen Onkologie. Sie wird als Therapieverfahren für einzelne Körperregionen neben der lokal wirksamen Operation und der systemisch, auf den ganzen Körper wirksamen Chemo- oder zielgerichteten medikamentösen Therapie eingesetzt.

Strahlentherapie bedeutet das Abtöten von bösartigem Krebsgewebe durch ionisierende Strahlen. In der neueren Zeit werden für die Therapie zumeist ultraharte Röntgenstrahlen eingesetzt. Die Bestrahlung erfolgt also mit der gleichen Strahlenart, die auch zur Aufnahme von Röntgenbildern genutzt wird, allerdings mit wesentlich mehr Energie und sehr viel genauer gezielt. Als Bestrahlungsgeräte finden in der Regel Linearbeschleuniger (LINACs, Abbildung 1) Verwendung. In solchen Geräten werden Elektronen linear in einem Rohr auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigt und über ein Magnetsystem auf ein Target, ein Stück Metall, gelenkt. Mit dem Aufprall entsteht wie in der Röntgenröhre eine Bremsstrahlung, die als Therapiestrahl verwendet wird. Dieser ultraharte Röntgenstrahl wird auch als Photonen-Strahl bezeichnet. Er entspricht einem technisch hergestellten Gamma-Strahl – wie er auch durch radioaktive Quellen entsteht. Ein solcher Strahl kann Krebszellen sehr wirkungsvoll abtöten.

In den vergangenen Jahrzehnten konnte die Strahlentherapie wie kaum ein anderes Fachgebiet der Medizin vom technischen Fortschritt profitieren. Dank erheblicher Investitionen des Ortenaukreises profitierten auch unsere Patienten von diesem kontinuierlichen Fortschritt. Seit der Gründung der Offenburger Strahlentherapie-Abteilung 1990 konnten wir so stets modernste Strahlentherapie in unserem Klinikum anbieten.

Im Jahr 2019 wurde, zusätzlich zu den beiden bereits vorhandenen, ein neues Bestrahlungsgerät in einem Erweiterungsbau an der St. Josefsklinik Offenburg in Betrieb genommen. In einer Zeit dynamischer Weiterentwicklungen in der Strahlentherapie bedeutet das neue Gerät vor allem nochmals verbesserte technische Möglichkeiten für die Behandlung unserer Patienten. So verfügt es über einen hochpräzisen, in alle drei Raumrichtungen linear verschiebbaren und in alle drei Rotationsachsen drehbaren Tisch zur Patientenlagerung. Zudem ist das Gerät in der Lage, eine hohe Strahlendosis in kurzer Zeit abzugeben, sodass eine stereotaktische Bestrahlung beispielsweise auch für Patienten möglich wird, die nicht lange ruhig liegen können. 

A: Linearbeschleuniger Radio-Onkologie Offenburg mit Fähigkeit zu IMRT, VMAT, IGRT; roter Pfeil: CT-Zusatz für IGRT; weißer Pfeil: Blickrichtung zum Austritt des Therapiestrahls (Abbildung 1 B)

B: Blick in den Austritt des Therapiestrahls: MLC (Multi Leaf Collimator) automatische Lamellenblenden zur Veränderung des Bestrahlungsfeldes

Das neue Bestrahlungsgerät in einem Erweiterungsbau an der St. Josefsklinik Offenburg.

Unser Leistungsspektrum

  • Spektrum der gesamten Indikation in der perkutanen Strahlentherapie mittels 3-D-Planung
  • alle Indikationen bei gutartigen Erkrankungen (z. B. sämtliche Gelenkarthrosen, Fersensporn, Achillodynien, Morbus Dupuytren, Induratio penis plastica, Endokrine Orbitopathie)
  • intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) / volumenmodulierte AVC Therapie (VMAT)
  • alle gängigen Radio-/Chemotherapie-Indikationen (z. B. Rektum-Karzinom, Anal-Karzinom, Cervix-Karzinom, Bronchial-Karzinom, Oesophagus-Karzinom, Hals-Nasen-Ohren-Tumore und Sarkome) 
  • Stereotaktische Strahlentherapie / Hochpräzisionsstrahlentherapie im Kopf- und Körperstammbereich
  • Teilnahme an überregionalen, bundesweiten Therapiestudien im Rahmen der DEGRO und der Deutschen Krebsgesellschaft
  • Kontaktbestrahlung (Brachytherapie) intrakavitär und interstitiell mittels Afterloadingtechnik (Gynäkologisches Afterloading, Oesophagus, Bronchus, Trachea, Rektum) (HDR-Brachytherapie mit IV-192)
  • Permanentimplantate z. B. Prostata-Karzinom (Jod) (LDR-Brachytherapie mit I-125)
  • Strontiumapplikation im Augenbereich
  • Atemgating (Deep Inspiration Breath Hold)
  • TTF: Tumor Treating Fields (Optune TM) zur Behandlung von Hirntumoren

Gerätetechnische Ausrüstung

Für Diagnostik und Therapie stehen folgende Geräte bereit:

  • drei Linearbeschleuniger (Varian iX und TrueBeam) mit 6, 10 und 15 MV Photonen und 6-20 MeV Elektronen 06/2012 und 04/2019
  • Multileafkollimator und Portal vision Systeme
  • Afterloadingeinheit
  • Bestrahlungsplanungs-Simulator mit CT-Einheit
  • Bestrahlungsplanungs-Computereinheit

Strahlentherapeutische Entwicklung seit 1990

Die Planung einer modernen Strahlentherapie erfolgt spätestens seit der Jahrtausendwende über eine Computertomographie (CT). Bei dieser Bildgebung kann der Patient dreidimensional „scheibchenweise“ dargestellt werden. Der Strahlentherapeut zeichnet dann im Computer Schicht für Schicht sein Zielvolumen ein, das heißt die Bereiche des Körpers, in die er die Strahlendosis bringen möchte. Gleichzeitig kann er auch Organe bzw. gesundes Gewebe eingeben, die besonders strahlenempfindlich sind und wo bei der Bestrahlung möglichst wenig Strahlendosis ankommen soll. Ein Medizinphysiker berechnet mit Hilfe eines Planungssystems nach diesen ärztlichen Vorgaben dann den Bestrahlungsplan, also die exakte Arbeitsanweisung für das Bestrahlungsgerät.

A: CT-Schicht aus einem Bestrahlungsplanungs-CT, Patient mit einem Lungentumor (roter Pfeil)

B: Planungs-CT mit Bestrahlungsplan; verschiedenfarbige Linien = Isodosen = Linien gleicher Dosis beschreiben die Dosisverteilung. An jedem Punkt im Patienten kann die Strahlendosis genau berechnet werden.

C: Gleiche CT-Schicht aus einem Verlaufskontroll-CT desselben Patienten, etwa 3 Monate nach Bestrahlung: Nach der Strahlentherapie bzw. Radiochemotherapie (= Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie) ist vom Tumor nur noch eine Narbe übrig (roter Pfeil)

Diese Bestrahlungstechnik dient dazu, in verschiedene Bereiche des gesunden Gewebes und des Tumors verschieden hohe Strahlendosen einzubringen. Das geschieht zum einen über unterschiedliche Einstrahlwinkel. Wichtiger für die IMRT ist jedoch die Veränderung des Bestrahlungsfeldes mit der Zeit. Das aus dem Bestrahlungsgerät gelieferte viereckige Feld wird an die Gegebenheiten im Patienten angepasst und über die Zeit verändert, so dass an unterschiedlichen Punkten im Patienten genau definierte, unterschiedliche Strahlendosen ankommen. Früher mussten Veränderungen an der Form des Bestrahlungsfeldes mit schweren Bleiblöcken vorgenommen werden, die man von Hand im Strahlengang einlegte. Moderne Bestrahlungsgeräte verfügen über ein MLC (Multi-Leaf-Collimator, Abbildung 1B), ein computergesteuertes Lamellenblenden-System, das die Feldform durch Ein- und Ausfahren der einzelnen Lamellen fast beliebig, auch über die Zeit verändern kann.

Die VMAT ist eine Weiterentwicklung der IMRT, die durch immer weiter verbesserte Rechenleistungen moderner Computer erst in den letzten Jahren möglich wurde. Bei der VMAT wird während der Bestrahlung neben dem Bestrahlungsfeld ständig auch der Einstrahlwinkel verändert. Das Gerät fährt während der Bestrahlung in einem Bogen („Arc“) um den Patienten herum und verändert dabei ständig das Bestrahlungsfeld, so dass wiederum verschiedene Bereiche des Patienten mit unterschiedlicher Dosis bestrahlt werden. Der Vorteil gegenüber der IMRT ist zum einen ein Gewinn zusätzlicher Freiheitsgrade, zum anderen ein Zeitgewinn: Bei einer VMAT muss der Patient nur noch wenige Minuten pro Bestrahlungssitzung stillliegen.

IMRT und VMAT erlauben es dem Strahlentherapeuten, seine Dosis auf wenige Millimeter genau in den Tumor einzubringen. Dem Patienten nützt es jedoch nur wenig, wenn die Dosis sehr präzise gegeben wird, aber nicht gesichert ist, dass der Tumor auch getroffen wird. Die IGRT ist ein Verfahren, welches das Treffen des Tumors mit dem Strahl sicherstellt, eine Zielvorrichtung des Strahlentherapeuten. Am Bestrahlungsgerät ist zu diesem Zweck eine zusätzliche CT-Einrichtung installiert (Abbildung 1A). Sobald der Patient in der Bestrahlungsposition gelagert ist, wird mit dieser ein eigenes, neues CT gefahren und dieses im Computer über das Bestrahlungsplanungs-CT gelegt. Die beiden Bildgebungen werden so lange verschoben, bis sie exakt übereinstimmen. Anschließend wird der Patient in den drei Hauptrichtungen um den entsprechenden Betrag verschoben, so dass er wieder genau wie bei der Bestrahlungsplanung liegt. Moderne CTs benötigen für die Bildgebung nur eine sehr geringe Strahlendosis, so dass die zusätzliche Strahlenbelastung des Patienten minimiert wird.

Mit diesem Verfahren können Tumoren auf weniger als einen Millimeter genau mit einer hohen Strahlendosis behandelt werden. Durch die hohe Präzision und einen steilen Dosisgradienten wird erreicht, dass das umliegende gesunde Gewebe durch die Therapie kaum geschädigt wird. Der Patient wird bei diesem Verfahren mit einer Lagerungsvorrichtung (z. B. Masken oder Vakuum-Matratzen) sehr exakt in einem virtuellen Koordinatensystem gelagert. Wiederum über ein Planungs-CT wird ein genauer Bestrahlungsplan errechnet; bei jeder einzelnen Bestrahlung wird die Lagerung mittels IGRT überprüft. Auf diese Weise ist eine Radiochirurgie, im Grunde eine Operation des Tumors mit dem Strahl von außen, möglich.

Das Atemgating (deep inspiration breath hold) ist eine Technik, die eine Bestrahlung nur in einer bestimmten Atemlage erlaubt. Das heißt, dass man die Atemverschieblichkeit eines Tumors bzw. eines Zielvolumens oder des zu schützenden Normalgewebes nicht als Sicherheitsabstand in die Bestrahlungsplanung einbeziehen muss. So kann zum Beispiel bei der Bestrahlung der linken Brust das Herz weitestgehend geschont werden. Diese Technik wird je nach individuellen Gegebenheiten des Patienten immer dann eingesetzt, wenn durch Atemverschieblichkeit eine Bestrahlung in konventioneller Technik keine ausreichend gute Dosisverteilung ergibt bzw. gesundes Gewebe nicht ausreichend gut geschont werden kann. Von dieser Technik profitieren einzelne Patienten außerordentlich.

Im Gegensatz zur Teletherapie, der Bestrahlung von außen, aus der Ferne z.B. mit Linearbeschleungern bezeichnet die Brachytherapie die Bestrahlung im direkten Kontakt mit dem Tumor. Dabei wird eine Strahlenquelle, also ein Stück strahlenden Materials, in den Tumor oder in die unmittelbare Nähe des Tumors gebracht. Dieser wird so mit einer sehr hohen Strahlendosis versorgt. In geeigneten Situationen zeigt diese Therapie in der Regel einen sehr guten Effekt bezüglich der Vernichtung des Tumors. Die Idee der Brachytherapie ist kein neues Verfahren. Sie wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, z. B. von Marie Curie, der großen Pionierin der Strahlentherapie, angewandt. Bis heute wurde sie jedoch immer weiterentwickelt, so dass wir in der Lage sind, auch die Brachytherapie sehr kontrolliert, mit höchster Präzision anzuwenden.

Die Offenburger Radio-Onkologie-Abteilung bietet beide gängigen Arten der Brachytherapie, die HDR- (high dose rate – viel Dosis pro Zeit) und die LDR- (low dose rate – wenig Dosis pro Zeit) Brachytherapie an.

Die HDR-Brachytherapie erfolgt mit einer Ir-192-Quelle, die an der Spitze eines Drahtes montiert ist und computergesteuert in Schläuche oder Hohlnadeln eingefahren werden kann, welche wiederum im Tumor positioniert sind. Die Quelle verbleibt in der Regel für wenige Minuten in der Bestrahlungsposition und versorgt den Tumor mit einer exakt definierten Strahlendosis. Dieses Verfahren findet vor allem für Tumoren des inneren weiblichen Genitales, der Speiseröhre oder der Haut Anwendung.

Die LDR-Brachytherapie wird derzeit bei Prostatakarzinomen in frühen Stadien angewandt. Sie erfolgt durch die Implantation von I-125-Seeds (Körnchen mit Jod-125) in die Prostata. Die Offenburger Radio-Onkologie verfügt gemeinsam mit den kooperierenden urologischen Kollegen Stand Anfang 2018 über die Erfahrung von 300 Patienten, die mit dieser Technik behandelt wurden. Zur Erfolgs- und Qualitätskontrolle werden die entsprechenden Daten derzeit aufgearbeitet. Erste Auswertungen ergaben bei exakter Indikationsstellung, das heißt bei der exakten Auswahl von Patienten, für die diese Therapie passt, hervorragende Ergebnisse.

Die ständige Weiterentwicklung dieser Technik lohnt sich für unsere Patienten: Mittlerweile können die Iod-Seeds bei Echtzeit-Kontrolle mittels Ultraschall über Hohlnadeln millimetergenau in die Prostata eingebracht werden. Dort verbleiben sie und geben ganz langsam und das gesunde Gewebe schonend ihre Strahlendosis auf den Tumor ab.

Noch wichtiger als alle neuen technischen Errungenschaften ist aber die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller onkologisch tätigen Fachbereiche der Medizin. Diese drückt sich in der Bildung von ausgewiesenen, zertifizierten Tumorzentren aus – wie das OZO, das Onkologische Zentrum Ortenau. Die onkologisch tätigen Ärzte der Ortenau Kliniken Offenburg und Lahr sowie aus den örtlichen Onkologie-Praxen bzw. Medizinischen Versorgungszentren haben sich in dieser Struktur zusammengeschlossen. Jeder Patient mit seinem Krankheitsbild wird in einer Tumorkonferenz mit Fachärzten aus allen Teilgebieten besprochen und über die jeweils beste Therapiestrategie entschieden. Auf diese Weise können wir die uns anvertrauten Patienten mit der für jeden einzelnen besten Therapie nach dem neuesten Stand der Wissenschaft versorgen.

Dieses interdiziplinäre Vorgehen drückt sich in einer zunehmenden Zahl an Kombinationstherapien aus Operation, Strahlentherapie und systemischer Therapie mit Medikamenten (z. B. Chemotherapie) aus. Wir können dadurch die Überlebenschancen und die palliative, lindernde Wirksamkeit unserer Therapien für die Patienten erheblich steigert.

Hier gelangen Sie zum Onkologischen Zentrum Ortenau

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